Modern Islam and the modern West

Veranstaltungsart
Öffentlicher Vortrag und Diskussion

Ort / Datum
Bonn, 12.12.2012

Veranstalter

German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

Abdolkarim Soroush, einer der bekanntesten Philosophen der islamischen Welt, war am 12. Dezember 2012 zu Gast im Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE). Sein Vortrag „Modern Islam and the modern West” setzte sich mit unterschiedlichen Weltanschauungen und Interpretationen von Modernität, Religion, Freiheit und dem Verständnis von Philosophie, Recht und Gesetz in beiden Kulturkreisen auseinander.

Wir leben in einer Welt der Interpretationen, so die Eingangsthese des Iraners. Die Frage „Was ist ein moderner Islam?“, müsse vielmehr lauten „Wie gestaltet sich eine moderne Interpretation des Islams? Welche (neuen) Antworten kann der Koran auf zeitgemäße Fragen geben?“. Religion als göttliche Offenbarung und die jeweilige Interpretation der Religion seien dabei voneinander zu trennen, denn gerade ihre unterschiedlichen Interpretationen führten zu Dialogschwierigkeiten zwischen Religionen, so Soroush. Die Essentialisierung sowohl des Islams wie auch des modernen Westens erachtet Soroush als einen schweren Fehler. Um zu einer besseren wechselseitigen Beziehung zu gelangen, müsse man beide Konzepte aufgeben. 

Die islamische Welt stehe heute vor der Herausforderung, ihre eigene Art von Modernität zu entwickeln. Es sei dabei ein Fehler, den heutigen Westen als Vorbild zu sehen, so die provokative Ansicht des Iraners. Für die islamische Welt stelle sich der Westen mit widersprüchlichen Errungenschaften, d. h. mit zwei Gesichtern dar, die sowohl mit positiven Leistungen in Wissenschaft, Philosophie und Technologie assoziiert würden als auch mit kolonialer Expansion und Machtstreben. Um zu einer Antwort zu gelangen, wie der islamische Weg aussehen könnte, müsse man sich einerseits näher mit dessen klassischen philosophischen Wurzeln befassen und andererseits sich sehr bewusst und nur selektiv der Erkenntnisse des Westens bedienen.

Die an den Vortrag anschließende Diskussion im gut besuchten Hörsaal des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE) wurde von der stellvertretenden Direktorin des Instituts, Imme Scholz, moderiert. 

Abdolkarim Soroush genoss eine traditionelle islamische Schulausbildung, kam jedoch schon früh mit den modernen Wissenschaften in Kontakt. Als Student verließ er Teheran und schloss in England zunächst ein Studium in Analytischer Chemie ab. Dieses erweiterte er um Kenntnisse in Geschichte und Philosophie und beteiligte sich in politischen Bewegungen, die das Ziel hatten, den Schah zu stürzen. Nach der Revolution kehrte Soroush in den Iran zurück. Soroush war Mitglied des Cultural Revolution Institute, trat 1983 jedoch aus und nahm eine kritischere Position gegenüber der politischen Rolle iranischer Geistlicher ein. Abdolkarim Soroush ist gegenwärtig einer der bekanntesten Fürsprecher einer Wiederbelebung der islamischen Philosophie. Er tritt für eine liberale Interpretation des Korans ein. Im Rahmen seiner akademischen Laufbahn war er u. a. Gastprofessor in Harvard, Yale, Princeton und Stanford.

Hinweis

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Veranstaltungsinformation

Datum

12.12.2012