Deutschlands Engagement in Afghanistan
Veranstaltungsart
Diskussion
Ort / Datum
Bonn, 11.09.2008
Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
Diskussion im Rahmen des 44. Ausbildungsgangs und der 4. Global Governance SchoolUnter dem Titel „International Engagement in Afghanistan: Strategies, Instruments and Coordination of the German Contribution“ diskutierten 41 Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik mit Julia Hett (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Afghanistan-Referat), Oberst i.G. Volker Fritze (Verteidigungsministerium, Leiter des Zentralbereichs im Einsatzführungsstab) und Thomas Zahneisen (Auswärtiges Amt, Sonderstab Afghanistan).
Die Diskussion mit Experten der deutschen Außen-, Entwicklungs- und Verteidigungspolitik bot den jungen deutschen und internationalen Nachwuchsführungskräften direkte Einblicke in die aktuelle Diskussion um das deutsche Engagement in Afghanistan. Im Vordergrund stand hierbei die kontrovers geführte Debatte um Schnittstellen von Entwicklungszusammenarbeit und militärischem Einsatz in Post-Konflikt-Ländern sowie um die politisch-rechtliche Begründung des Afghanistan-Einsatzes. Im Gespräch mit den Experten wurde deutlich, dass die Entwicklung zivil-militärischer Zusammenarbeit in der deutschen Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik in den letzten Jahren erheblichen Wandel erfahren hat, sowohl in der Planung, als auch in der praktischen Umsetzung. Das Verständnis der Interessen der beteiligten Akteure sowie die Kooperation vor Ort, beispielsweise in den Regionalen Wiederaufbauteams in Afghanistan, haben sich verbessert und die Komplementarität der Aufgaben wird heute besser gewährleistet. Die Experten räumten ein, dass es Herausforderungen gibt, die aus den unterschiedlichen Arbeitsweisen der Institutionen resultierten und die Kooperation erschweren. Thomas Zahneisen unterstrich, dass der Komplexität der Verhältnisse vor Ort große Bedeutung beizumessen ist, da diese oft die Kompromissbereitschaft aller Akteure einforderten. Prinzipien von Außen- und Entwicklungspolitik müssen daher den regionalen Gegebenheiten angepasst werden. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, so Julia Hett, sog. „expectation management“ zu betreiben, bei dem es darum geht, die durch Hilfszusagen der Geber bei der Zielgruppe geweckten Erwartungen zu antizipieren und in realistische Bahnen zu lenken. Hinsichtlich der Bedeutung von institutionellen Lernprozessen im Bereich Friedensentwicklung wurde von den Diskutanten unterstrichen, dass die Menge an gesammelten Erfahrungswerten erheblich sei.
Die Herausforderung besteht darin, diese Erkenntnisse in entsprechendes Handeln zu übersetzen. Von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde der Sinn und Erfolg des deutschen Einsatzes in Afghanistan im Zusammenhang mit der sich verschlechternden Sicherheitslage in Frage gestellt. In seiner Reaktion betonte Oberst i.G. Fritze, dass die Meldungen über die Sicherheitslage im Gesamtzusammenhang der Mission gesehen werde müssen und die Frage der Sicherheit zudem oft durch die Medien instrumentalisiert wird. Hinsichtlich der innenpolitischen Bedeutung des Afghanistan-Themas klang außerdem an, dass aufgrund des ungünstigen Ansehens des militärischen Engagements in der deutschen Bevölkerung die öffentliche Hervorhebung der zivilen Aktivitäten Deutschlands und der Bundeswehr durchaus der politischen Legitimation des Bundeswehrmandats hilft. Insgesamt wurde festgestellt, dass sich Entwicklungszusammenarbeit wegen der hochkomplexen sicherheits- und entwicklungsbezogenen Rahmenbedingungen in Afghanistan verstärkt an langfristigen Zielen orientieren und messen lassen muss, hierfür jedoch kurzfristig gezielt eingegangene Kompromisse unvermeidbar sind. Moderation: Martina Gaebler und Desislava Tzoneva.
Hinweis
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Veranstaltungsinformation
Datum / Uhrzeit11.09.2008 / 12:00
OrtDeutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)
Tulpenfeld 6
53113 Bonn