Umweltgerechtigkeit als Treiber für Biodiversitäts- und Ökosystemschutz (BIO-JUST)
Naturbasierte Lösungen (NbS) versprechen ökologische, soziale und wirtschaftliche Vorteile und werden in politischen Prozessen zur Klimaanpassung und -abschwächung sowie zur Erhaltung der biologischen Vielfalt immer wichtiger. Es ist jedoch umstritten, inwieweit sie die Erhaltung der biologischen Vielfalt unterstützen und Ökosystemleistungen auf sozial gerechte Weise erbringen, anstatt Ungleichheiten zu verschärfen oder zu schaffen. BIO-JUST untersucht daher NBS in Wassereinzugsgebieten in sieben Fallstudien in Europa und Südamerika, um die Bedingungen zu ermitteln, unter denen NBS sowohl ökologisch wirksam als auch (umwelt)gerecht sind.
Projektleitung:
Jean Carlo Rodríguez de Francisco
Mirja Schoderer
Finanzierung:
BIODIVERSA+ (The European Biodiversity Partnership)
Zeitrahmen:
2023 - 2026
/
Laufend
Kooperationspartner:
(Coordinator) German Institute of Development and Sustainability (IDOS) - Germany
Wageningen University – The Netherlands.
Universidade Federal do ABC - Brazil.
Bureau de Recherches Géologiques et Minières – France.
Universidade de Lisboa – Portugal.
Universidad de La Laguna – Spain.
Associação Natureza Portugal (WWF) – Portugal.
Societé Anonyme des Eaux Minérales d'Evian, DANONE group - France.
Projektbeschreibung
BIO-JUST untersucht NbS für die Bereitstellung von Ökosystemleistungen in Wassereinzugsgebieten aus der Perspektive der Umweltgerechtigkeit und betrachtet dabei die Dimensionen Verteilung, Beteiligung und Anerkennung. Dies geschieht in sieben verschiedenen Fallstudien in Europa (Frankreich, Portugal, Spanien und den Niederlanden) und Südamerika (Brasilien, Kolumbien und Ecuador), um Vergleiche zwischen den Fällen zu ermöglichen und das gegenseitige Lernen zu fördern. BIO-JUST stützt sich auf mehrere Disziplinen und Ansätze (z. B. Umweltgerechtigkeit, politische Ökologie, Umweltanthropologie, kritische Institutionenanalyse und ökologische Ökonomie), um zu ermitteln, unter welchen Bedingungen NbS Ungleichheiten und Konflikte erzeugen oder verstärken und unter welchen Bedingungen sie sozial gerechte Ergebnisse fördern und gleichzeitig die biologische Vielfalt erhalten und die Wassersicherheit unterstützen. BIO-JUST wird die sozio-ökonomischen, sozial-ökologischen und ökologischen Ergebnisse von NbS für die Bereitstellung von ES in Wassereinzugsgebieten bewerten und Kompromisse zwischen ihnen ermitteln. Es wird die Verteilung von Kosten und Nutzen auf gesellschaftliche Gruppen bewerten und untersuchen, inwieweit unterschiedliche Interessengruppen, Wissensformen und Weltanschauungen sowie Nutzungsrechte in die Entscheidungsfindung, Umsetzung und Bewertung von NbS einbezogen werden. Das Projekt wird die verschiedenen institutionellen Rahmenbedingungen sowie die sozialen und biophysikalischen Kontexte vergleichen, um diejenigen zu ermitteln, die einer ökologisch vorteilhaften und sozial gerechten NbS förderlich sind. Zu diesem Zweck wird das Projekt eine qualitativ vergleichende Analyse (QCA) durchführen und sich auf Ansätze wie institutionelle Analyse, ökologische Ökonomie und visuelle Ethnographie stützen, wobei eng mit den Akteuren der jeweiligen Fallstudien zusammengearbeitet wird. Gemeinsam mit diesen Akteuren werden in einem Co-Design-Prozess Indikatoren für "effektive", d. h. ökologisch vorteilhafte und sozial gerechte NbS entwickelt. Diese Indikatoren stellen ein Instrument dar, das in die Gestaltung, Umsetzung und Bewertung neuer oder bestehender NbS einfließen kann und die Perspektive der betroffenen Gemeinschaften einbezieht. Das Engagement von BIO-JUST für Transdisziplinarität erleichtert den Dialog zwischen Gemeindemitgliedern und Entscheidungsträgern, schafft Lernmöglichkeiten und schafft Anknüpfungspunkte für seine fallstudienspezifischen Empfehlungen. Eine Online-Ausstellung von audiovisuellem Material, das von Gemeindemitgliedern und Forschern gesammelt wurde, ermöglicht nicht-wissenschaftliche und nicht-sprachliche Formen der Auseinandersetzung mit dem Projekt und den Projektergebnissen. Zu den praktischen, politikrelevanten Ergebnissen gehören ein konzeptioneller Rahmen und eine Methodik, die eine strenge und transparente Bewertung der Auswirkungen von NbS auf die Umweltgerechtigkeit und die Identifizierung der Voraussetzungen für gerechte langfristige Erhaltungsergebnisse in den Fallstudien und darüber hinaus ermöglichen.