Politische Herrschaft, Demokratisierung und wirtschaftliche Entwicklung
Projektleitung:
Jörg Faust
Zeitrahmen:
2003 - 2004
/
Abgeschlossen
Projektbeschreibung
Fragestellung:
Wie wirkt sich politische Herrschaft auf wirtschaftliches Wachstum und gesamtwirtschaftliche Produktivität aus? Welche Auswirkungen haben Demokratisierungsprozesse auf die Konzeption und Implementierung ökonomischer Reformen? Welches sind die politischen Ursachen von Währungs- und Finanzkrisen in Entwicklungs- und Schwellenländern?
Erste Ergebnisse:
Während mittlerweile die negative Wirkung von Korruption und einer geringen Sicherheit von Eigentumsrechten auf die wirtschaftliche Entwicklung unbestritten ist, dauert die Diskussion um die Auswirkung demokratischer Herrschaft auf die wirtschaftliche Entwicklung an. Auf Grundlage theoretisch abgeleiteter Vermutungen weisen erste ökonometrische Testverfahren daraufhin, dass zumindest in einem großen sample von Entwicklungs- und Schwellenländern mit zunehmendem Demokratieniveau positive Effekte auf Wachstum und Produktivität einhergehen. Aus entwicklungspolitischer Perspektive erscheint daher die Demokratieförderung nicht nur aus normativen, sondern auch aus ökonomischen Gründen ein lohnenswertes Unterfangen.
Dieser Befund über die (langfristige) Dividende der Demokratisierung in Entwicklungs- und Schwellenländern kontrastiert jedoch partiell mit den Problemen, die vielfach in jungen Demokratien bei der Umsetzung gesamtwirtschaftlich kohärenter ökonomischer Reformen zu beobachten sind. Erklären lassen sich diese Probleme vor allem aus einer politökonomischen Perspektive, die den Umverteilungscharakter von Demokratisierungsprozessen in den Vordergrund stellt. Denn mit der Umverteilung von politischen Rechten werden die ehemals von der Autokratie Ausgeschlossenen auch die Umverteilung ökonomischer Ressourcen einfordern. Dieser für junge Demokratien besonders ausgeprägte Umverteilungsstress kann leicht zur Fragmentierung des politischen Systems und zu kurzfristig orientierten Politiken staatlicher Akteure führen. Dies wiederum begünstigt die Persistenz illiberaler Verfahren wie Korruption und Rechtsbeugung sowie eine inkohärente, die ökonomische Entwicklung und die makroökonomische Stabilität schädigende Wirtschaftspolitik. Gerade der Blick auf die Ursachen von Währungs- und Finanzkrisen in jungen Demokratien zeigt hier, dass jene makroökonomischen Verwerfungen stark mit dem politischen Fragmentierungsgrad und der Persistenz illiberaler Verfahren korrelieren.
Publikationen zum Themengebiet
Messner, Dirk / Jörg Faust (2004): Entwicklungspolitik als ein Kernelement der europäischen Sicherheitspolitik, Analysen und Stellungnahmen 3/2004
Faust, Jörg (2003): Brazil: resisting globalization through federalism?, Externe Publikationen
Faust, Jörg (2002): Marktkonstruktion und politische Transformation: politökonomische Ursachen defizitärer Demokratisierung, Externe Publikationen
Faust, Jörg (2001): Rechtsstaat, Demokratie und Wirtschaftsordnung, Externe Publikationen
Faust, Jörg (2001): Aufstieg und Niedergang einer Autokratie: Mexiko aus Perspektive der neuen politischen Ökonomie, Externe Publikationen
Faust, Jörg (2000): Informelle Politik und ökonomische Krisen in jungen Demokratien, Externe Publikationen
Faust, Jörg (2000): Die politische Konstituierung von Märkten in Lateinamerika aus ordoliberaler Perspektive, Externe Publikationen