Jugendarmut in Accra: Herausforderungen und Perspektiven im Kontext von Urbanisierung
2008 war das erste Jahr in der Menschheitsgeschichte, in dem weltweit mehr Menschen in Städten wohnten als in ländlichen Gebieten. Eng verbunden mit dem globalen Megatrend Urbanisierung, der sowohl durch natürliches Bevölkerungswachstum als auch Migration bedingt ist, ist die Armutsfrage; während Armut auf dem Land oftmals rückläufig ist, steigt sie in vielen urbanen Gebieten an.
Projektleitung:
Benjamin Schraven
Projektteam:
Christian von Haldenwang
Teilnehmende des 47. Ausbildungsganges:
Amelie Lara Hinz
Pascal Renaud
Christina Rumke
Amrei Schommers
Axel Sikorski
Zeitrahmen:
2011 - 2012
/
Abgeschlossen
Projektbeschreibung
Dabei ist urbane Armut nicht nur durch das Anwachsen von ökologisch degradierten und infrastrukturschwachen Slums gekennzeichnet. Auch der Verlust von traditionellen Lebensunterhaltstrategien wie Landwirtschaft oder Fischerei in den Stadtrandgebieten ist eine wesentliche Facette dieses Trends.
Auf dem afrikanischen Kontinent ist urbane Armut senr eng mit der demographischen Entwicklung verknüpft, denn dort sind es vor allem die unter 35-Jährigen, die in den Armenvierteln der afrikanischen Städte leben, häufig ohne sichere Einkommensquelle. Der informelle Sektor bietet oft die einzige ökonomische Perspektive für junge Arme in den Städten. Das bedeutet in der Regel: ein unbeständiges Einkommen und das Fehlen von formellen Sozialversicherungsmechanismen. Pessimisten warnen vor den sozialen und politischen Folgen dieser Entwicklung und betrachten die jungen, urbanen Armen als neue globale Arbeiterklasse, die völlig von den Verheißungen und Chancen der (formalen) Weltwirtschaft isoliert ist. Optimisten betonen hingegen eher die elementare Rolle des informellen Sektors in der Bereitstellung von Einkommensperspektiven für diese Bevölkerungsschicht.
Vor diesem Hintergrund wollte die Länderarbeitsgruppe herausfinden, inwieweit junge Menschen aus Armenvierteln in Accra in der Lage sind, ihre Lebensunterhaltssituation grundsätzlich zu verbessern. Dabei sollten erfolgreiche Strategien, wesentliche Herausforderungen und Limitationen sowie potentielle Instrumente für Interventionen von staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren skizziert werden. Das Beispiel Accra wurde aufgrund mehrerer Charakteristika ausgewählt: in Accra (und in Ghana insgesamt) waren innerstädtische Slumbildung und „Urban Sprawl“ an den Stadträndern vor den neunziger Jahren noch eher unbekannte Phänomene. Nichtsdestotrotz treffen die Auswirkungen dieser Entwicklung (erhöhte Kriminalität, Umweltverschmutzung, etc.) Accra, dessen Bevölkerung auch in den nächsten Jahren weiter stark anwachsen wird, nun mit voller Härte. Desweiteren machen sowohl die stabile demokratische Entwicklung Ghanas sowie der enorme wirtschaftliche Aufschwung des westafrikanischen Landes in den letzten Jahren die Frage nach gesellschaftlicher und ökonomischer Teilhabe von jungen, armen Menschen immer drängender.
Die Ergebnisse der Studie bildeten die Grundlage für eine angestrebte Beratung von Nichtregierungsorganisationen, die vor Ort im Bereich Jugendarmut arbeiten, der Institutionen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit in Ghana sowie der relevanten Regierungs- und Verwaltungsstellen in Ghana.