Energieeffizienz in Gebäuden: ein Beitrag Chinas zur Verringerung des Klimawandels

Projektleitung:
Carmen Richerzhagen

Projektteam:

Tabea von Frieling
Nils Hansen
Anja Minnaert
Nina Netzer
Jonas Rußbild

Zeitrahmen:
2007 - 2008 / Abgeschlossen

Kooperationspartner:

Chinese Academy of Social Sciences, Research Centre for Sustainable Development (CASS, RCSD)

Projektbeschreibung

Fragestellung:
Das Thema Energie ist heutzutage äußerst wichtig, da das weltweite Entwicklungssystem auf der Nutzung von Energie basiert; jedoch ist klar geworden, dass die Nutzung von Energie ernsthafte Auswirkungen auf die Umwelt hat. Einerseits ist Energie essenziell für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung, sowie die Fähigkeit, die Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) zu erreichen. Andererseits haben die derzeitige Energieproduktion und die Verwendungsweisen einen ernsthaften Einfluss auf das globale Klima und die lokale Luftverschmutzung. Die Emissionswerte stehen in enger Beziehung zum Ausmaß der Energienutzung. Mehr als 60 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen und mehr als 70 Prozent der gesamten CO2-Emissionen sind auf energiebezogene Aktivitäten zurückzuführen. Außerdem spielen der Energiegewinnungsbereich (Angebot) und der Gebäude- und Haushaltsektor (Nachfrage) eine wichtige Rolle. In den meisten Ländern werden mindestens 40 Prozent der Energie für Gebäude verwendet.
Um den gefährlichen Klimawandel zu verhindern und das Klima zu stabilisieren, spielt der Energiebereich inklusive der Baubranche eine wichtige Rolle. Nur durch die Lenkung des weltweiten Energiesystems auf einen nachhaltigeren Pfad können diese Ziele erreicht werden. Die Energienachfrage (besonders bei Gebäuden und Haushalten) spielt hierbei eine große Rolle. Die Verbesserung der sparsamen Energieverwendung und die Energieersparnis wirken sich durch die Verringerung der Treibhausgas-Emissionen günstig auf das Klima aus. Außerdem versprechen Maßnahmen in diesem Bereich wirtschaftlichen Erfolg. Der Weltklimarat rechnet laut des vierten IPCC Berichtes damit, dass bis 2020 die durch den in Gebäuden verursachten Energieverbrauch entstehenden CO2-Emissionen um 29 Prozent ohne Nettokosten reduziert werden können.

Das Fallbeispiel China:
Chinas Wirtschaft wächst mit enormer Geschwindigkeit. In den letzten Jahrzehnten belief sich die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate auf 9 Prozent und es wird erwartet, dass dieser Trend weiter andauern wird. Um dieses rapide Wachstum aufrecht zu erhalten, ist eine stetig ansteigende Energieversorgung unerlässlich. China ist der zweitgrößte Stromverbraucher auf der Welt und Energie wird hauptsächlich aus Kohle gewonnen. Schätzungen weisen darauf hin, dass sich Chinas gesamter Hauptenergieverbrauch mit festem Vertrauen auf Kohle, zwischen 2000 und 2020 mehr als verdoppeln wird. Im Vergleich zu internationalen Standards ist der pro Kopf Energieverbrauch in China jedoch niedrig. Die Nutzung der Energie ist ziemlich ineffektiv. Chinas Energieintensität, das Verhältnis von Energieverbrauch zu Bruttoinlandsprodukt (BIP), ist noch immer ziemlich hoch. Sie ist in den späten 1990ern erheblich zurückgegangen, seit 2002 benutzt China jedoch wieder mehr als eine Energieeinheit um eine BIP-Einheit zu produzieren.

Chinas Energieverbrauch hat enormen Einfluss auf die lokale Luftverschmutzung und das globale Klima. Heute liegt Chinas Anteil der globalen CO2-Emissionen bei ca. 18 Prozent. Es wird erwartet, dass China spätestens 2009 der weltweit größte Emittent sein wird. Globale Erwärmung und Klimawechsel sind direkt verknüpft mit dem Anstieg der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre und daher auch mit den Treibhausgas-Emissionen.

Wie viele Länder, ist auch China besonders anfällig für den Klimawandel. Chinas kürzlich vom Ministerium für Wissenschaft und Technik (MOST) veröffentlichte, erste nationale Bewertung des globalen Klimawandels zeigte auf, dass China bereits jetzt unter den durch den Klimawandel entstandenen Auswirkungen auf die Umwelt leidet: der Anstieg der Oberflächen und Meerestemperatur, der Anstieg des Meeresspiegels sowie die Abnahme der Schnee und Eisdecke führen zu einer Unterstützung des Klimawandels und einem höheren Aufkommen von z.B. Wirbelstürmen, Dürren und Fluten. Zudem leidet China an durch die Auswirkungen der Treibstoffverbrennung verursachten Umweltproblemen wie beispielsweise Luftverschmutzung (mit schlimmen Folgen für die Gesundheit) und saurem Regen. Sieben der zehn Städte mit der größten Umweltverschmutzung weltweit sind in China. Darum hat China großes Eigeninteresse daran, die Treibhausgas-Emissionen zu verringern.

Um dieses Problem anzugehen, hat China energiepolitische Ziele formuliert und verschiedene Maßnahmen initiiert. Laut des 11. Fünf-Jahresplans (2006-2010) für nationale ökonomische und soziale Entwicklung, beschloss China die Intensität der Energie um 20 Prozent zu reduzieren und das Gesamtvolumen der Schadstoffabgabe zwischen 2006 und 2010 um 10 Prozent zu reduzieren. Diese Ziele sollen durch auf lokaler Ebene umgesetzte nationale und internationale Methoden (z.B. CDM-Projekte) realisiert werden.

Zielvorstellung und Vorgehensweise der Länderarbeitsgruppe
Das Hauptziel der geplanten Studie war es zu analysieren, ob die in Chinas Gebäuden und Haushalten angewandten Methoden und Mechanismen ausreichend und effektiv genug sind, um das Energiesystem auf einen nachhaltigeren Pfad zu lenken und die Entwicklungs- und Umweltziele in Einklang zu bringen. Nicht nur Chinas wirtschaftliche und soziale Entwicklung sondern auch der Zustand der Umwelt hängt davon ab, welcher Weg eingeschlagen wird.

Die Forschungsarbeiten verfolgten zwei Ziele. Erstens wurden bei dem Forschungsprojekt die relevanten politischen Maßnahmen und ihre Instrumente ausgearbeitet, mit dem Ziel, die Energieeffizienz im Bau- und Haushaltssektor zu verbessern. In diesem Entwurf wurden die politischen Ziele, der Schwerpunkt, Umfang und die Erfahrungen festgehalten. Zudem wurden durch die Bewertung der Umwelt sowie der relevanten Akteure (z.B. die Industrie und andere private Akteure, staatliche Akteure, die NDRC, SEPA, Kommunalverwaltungen) die relevanten Rahmenbedingungen festgesetzt, in der die für Gebäude relevanten Instrumente und Technologien angewandt werden. Die Rahmenbedingungen beinhalten wirtschaftliche, politische, regulative und institutionelle Einstellungen aus Chinas Bauwirtschaft.

Zweitens bewertete die Studie in Anlehnung an die OECD-Vorgehensweise(1997) zur Bewertung der umweltpolitischen Instrumente, die Politik und ihre ausführenden Instrumente. Die relevanten Kriterien waren Umweltwirkung, ökonomische Wirksamkeit, Verwaltungs- und Compliance-Kosten, Einnahmen, umfassende ökonomische Effekte, leichte Auswirkungen (Bewusstsein, Einstellung) und dynamische Auswirkungen (Innovationen). Neben diesen Faktoren wurden auch die Rahmenbedingungen und besonders der institutionelle Kontext der Maßnahmen und Instrumente und ihr Einfluss auf die Strategieplanung und Durchführung untersucht.

Durch die Studie sollten für chinesische und internationale politische Entscheidungsträger Empfehlungen über mögliche für den Gebäude- und Haushaltssektor relevante Schritte zur Verbesserung des Energiesystems entwickelt werden. Die Empfehlungen wurden in Hinsicht auf die internationalen Klimaverhandlungen und die nationalen Debatten über nachhaltige Entwicklung formuliert. Ziel war es, dadurch die Entwicklungszusammenarbeit mit sowohl Entwicklungsländern als auch anderen Ländern, die sich der Herausforderung stellen, die derzeitige nicht nachhaltige Entwicklungsrichtung zu ändern, zu unterstützen.

 

Publikationen zum Themengebiet
Richerzhagen, Carmen / Tabea von Frieling / Nils Hansen / Anja Minnaert / Nina Netzer / Jonas Rußbild (2009): Zhongguo-jianzhu-jieneng: zhengce, zhang’ai he jiyu , Studies 46
Richerzhagen, Carmen / Tabea von Frieling / Nils Hansen / Anja Minnaert / Nina Netzer / Jonas Rußbild (2008): Energy efficiency in buildings in China: policies, barriers and opportunities, Studies 41
Richerzhagen, Carmen / Imme Scholz (2007): China's capacities for mitigating climate change, Discussion Paper 22/2007