Wassermanagement im Agrarsektor der Kirgisischen Republik

Project Team:

Martin Kipping
Tanja Pickardt
Mathias Polak
Caroline Rohrer
Felix Wolff

Time frame:
2004 - 2005 / completed

Project description

Fragestellung:

Über ein Jahrzehnt nach der Auflösung der Sowjetunion und der Unabhängigkeit der zentralasiatischen Staaten bleibt der Transformationsgrad dieser Länder hinter den Erwartungen zurück. Das gilt besonders für den Agrarsektor, obwohl hier der Handlungsdruck besonders groß ist. Wassermissmanagement und Übernutzung v.a. in der Landwirtschaft verursachen bis heute gravierende Umweltprobleme wie z.B. die Austrocknung des Aralsees und damit verbunden das Abschmelzen der zentralasiatischen Gletscher, die ihrerseits negative Folgen im wirtschaftlichen, sozialen und politischen Bereich nach sich ziehen.
In der Kirgisischen Republik ist im Vergleich zu den Nachbarländern der notwendige Reformprozess am weitesten fortgeschritten. In den letzten Jahren wurden von der kirgisischen Regierung neue Impulse für die Implementierung eines integrierten Wassermanagements gegeben. Auch wenn diese Reformmaßnahmen bereits eine Orientierung an dem Konzept des Integrierten Wasserressourcenmanagements (IWRM) erkennen lassen, stellt dieses Konzept einen für Kirgistan neuen Ansatz für das Problem des nachhaltigen Wassermanagements dar.

Im Rahmen einer Länderarbeitsgruppe (LAG) des 40. Ausbildungsgangs des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE) wurden der Prozess der Implementierung dieser Reformen und dessen vorläufige Ergebnisse im Hinblick auf das IWRM-Konzept untersucht. Dabei stand der institutionelle Aufbau und Wandel des Wassersektors im Mittelpunkt. Ziel war es, mögliche Hindernisse bei der Umsetzung der Reformen zu identifizieren und Vorschläge für deren Überwindung zu formulieren.

Erste Ergebnisse:
In Kirgistan wurden bereits einige wichtige Schritte in Richtung eines Integriertes Wasserressourcen-Managements unternommen. Dazu zählt die Verabschiedung einer neuen Wassergesetzgebung Ende 2004, die sich am IWRM-Konzept orientiert. Sie beinhaltet beispielsweise die Weiterentwicklung marktwirtschaftlicher Elemente wie Wasserpreise, die Übertragung des lokalen Wassermanagements an sogenannte Wassernutzergemeinschaften sowie die Ausrichtung der Be- und Entwässerungssysteme entlang hydrologischer Grenzen. Allerdings entwickeln sich viele dieser Neuerungen eher in eine rein organisatorische bzw. technische Neuordnung. Die eigentlich hinter dem IWRM-Konzept stehenden politischen Ansprüche von z.B. Dezentralisierung oder Partizipation werden vernachlässigt. Zudem fehlt bisher ein anerkanntes Gesamtkonzept in Form von einer aus dem innenpolitischen Prozess heraus getragene kohärenten Strategie zur Entwicklung des Wassersektors. Bei den bisher getätigten Reformen handelt es sich überwiegend um die Umsetzung einzelner Geber-Forderungen, was die Abhängigkeit des Landes von den Gebern und das fehlende ownership auf kirgisischer Seite für den Gesamtprozess deutlich macht. Ownership und ein eigenes Konzept sind jedoch für einen so umfangreichen Prozess wie die Einführung von IWRM unverzichtbar. Trotz wichtiger und umfangreicher erster Schritte jedoch ohne die Entwicklung von ownership und eigenen Strategien wird der Prozess eines wirklich integrierten Wassermanagements in Kirgistan daher langfristig zum Scheitern verurteilt sein.

Publikationen zum Themengebiet
Herrfahrdt-Pähle, Elke / Martin Kipping / Tanja Pickardt / Matthias Polak / Caroline Rohrer / Carl Felix Wolff (2006): Water governance in the Kyrgyz agricultural sector: on its way to integrated water resource management?, Studies 14

Neubert, Susanne / Elke Herrfahrdt (2005): Integriertes Wasserressourcen-Management: ein realistisches Konzept für Entwicklungs- und Transformationsländer?, Externe Publikationen

Herrfahrdt-Pähle, Elke (2004): Landwirtschaftliche Transformation, Desertifikation und nachhaltige Ressourcennutzung. Fallbeispiel Usbekistan, Studies 2