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Der Preis der Energie

Ruchser, Matthias
External Publications (2015)

in: Frankfurter Rundschau 22.Januar 2015, 10

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Zu Beginn des neuen Jahres hält der Trend fallender Rohöl-, Sprit- und Gaspreise weiter an. Der Hauptgrund ist das strategische Vorgehen der Vereinigten Staaten und seines engsten arabischen Verbündeten Saudi-Arabien. Ihr gemeinsames Ziel ist die Schwächung unliebsamer Konkurrenten, namentlich von Russland im Fall der USA sowie des Irans durch Saudi-Arabien. Die Unternehmen und die Konsumenten freuen sich über billige fossile Energien. Nicht jedoch die Umwelt, denn billiges Rohöl und Erdgas führen zu einem höheren Energieverbrauch und damit zu höheren Treibhausgasemissionen. Die mahnenden Stimmen vor einer zu großen Energieimportabhängigkeit von Russland sind mit den stetig fallenden Rohöl- und Gaspreisen so gut wie verstummt. Doch an der Situation hat sich nichts verändert. Deutschlands wichtigster Lieferant fossiler Energien ist und bleibt Russland. Die Lektion, die die Politik aus dieser Abhängigkeit lernen sollte, lautet nicht, die Bezugsquellen fossiler Primärenergieträger zu diversifizieren, indem man sich in neue Abhängigkeiten von nicht minder autokratischen Ländern begibt.

Der bisherige Fokus der Energiewende auf die „Stromwende“ und die Begrenzung der Strompreise ist zu kurz gedacht. Die Hälfte des Endenergieverbrauchs in Deutschland entfällt ausschließlich auf die Raumwärme, die zusammen mit industrieller Prozesswärme und Verkehr weiterhin von den fossilen Energieträgern Erdöl und Erdgas geprägt sind. Im Wärme- und Transportsektor liegen sehr große, bisher ungenutzte Potenziale für die Steigerung der Energieeffizienz und den Ausbau der erneuerbaren Energien.

Neben dem Ausbau der Übertragungsnetze gibt es deshalb 2015 zwei wichtige energiepolitische Herausforderungen. Der Wärme- und Transportsektor muss in den Fokus der Energiewende rücken und die Energiewende insgesamt muss beschleunigt werden. Mit der Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Juni 2014 hat die Bundesregierung der „Stromwende“ jedoch mit den Ausbaukorridoren und dem „atmenden Deckel“ einen Bärendienst erwiesen, denn in der Vergangenheit war der Zubau der erneuerbaren Energien im Stromsektor immer höher als die vorhergesehenen Mengenziele.

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