Analysen und Stellungnahmen
Nachhaltiges Wassermanagement durch Green Economy?
Houdret, Annabelle / Elke Herrfahrdt-Pähle Waltina Scheumann / Ines DombrowskyAnalysen und Stellungnahmen (4/2012)
Bonn: German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)
Engl. Ausg. u.d.T.:
Houdret, Annabelle / Elke Herrfahrdt-Pähle
Waltina Scheumann / Ines Dombrowsky
Sustainable water management through green economy?
(BP 5/2012)
Zwanzig Jahre nachdem sich die Weltgemeinschaft in Rio de Janeiro auf den Dreiklang von ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit verständigt hat, ist das Thema Green Economy in den Debatten um Umwelt und Entwicklung auf dem Vormarsch. Viele internationale Organisationen haben eigene Definitionen und Programme entwickelt, die gleichzeitig das Wirtschaftswachstum ankurbeln, Arbeitsplätze schaffen und natürliche Ressourcen schonen sollen. Angesichts der ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Probleme, die durch die Übernutzung natürlicher Ressourcen und die weiter zunehmenden Treibhausgasemissionen entstehen, stellt sich die Frage nach einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung drängender denn je. Auch die im Juni 2012 stattfindende Konferenz der Vereinten Nationen zur Nachhaltigen Entwicklung, kurz Rio+20-Gipfel, wird von der Green Economy-Debatte dominiert, die fast droht, das etablierte Konzept der Nachhaltigkeit zu verdrängen. Zwar wird betont, dass nachhaltige Entwicklung das Hauptziel der Vertragspartner bleibe und die Umsetzung der Green Economy nur ein Mittel dazu sei. Im Vordergrund der vorgeschlagenen Maßnahmen und Debatten steht bisher jedoch meist die Stärkung umweltverträglichen Wachstums, während mögliche unbeabsichtigte Auswirkungen auf Gesellschaft und Ökosysteme wenig reflektiert werden.
Der Wassersektor spielt für die menschliche Entwicklung und Ökosysteme, aber auch in der Umsetzung vieler Green Economy-Projekte eine Schlüsselrolle. Der vorliegende Beitrag analysiert daher, inwiefern die Green Economy für den Wasserbereich hilfreich ist, um nachhaltige Entwicklung umzusetzen und den großen Herausforderungen zu begegnen. Er kommt zu dem Schluss, dass die mit der Debatte um die Green Economy einhergehende Aufmerksamkeit für den Wassersektor gut ist, das Konzept aber gravierende Schwächen hat:
- Insgesamt schließt die Green Economy-Debatte wenig an bestehende Normen und Diskurse um nachhaltiges Wassermanagement an. Das führt u. a. dazu, dass Aspekte sozialer Nachhaltigkeit und menschlicher Entwicklung häufig vernachlässigt werden. Ferner sind viele der vorgeschlagenen Maßnahmen nur unzureichend in den ökologischen Gesamtzusammenhang eingebettet, so dass die postulierten positiven Wirkungen für ein nachhaltiges Wassermanagement ungewiss sind.
- Auch werden Zielkonflikte zwischen der Umsetzung einer Green Economy-Agenda und den klassischen sozialen und ökologischen Aspekten nachhaltigen Wassermanagements bisher zu wenig thematisiert.
- Es zeigt sich, dass die Rolle der Privatwirtschaft überbetont wird und die Aufgaben des Staates als Gestalter der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen unterbelichtet bleiben. Es besteht deshalb auch die Gefahr, dass Maßnahmen /Sektoren vernachlässigt werden, für die die Privatwirtschaft kein Interesse zeigt.
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