Analysen und Stellungnahmen
Dutch disease aufgrund steigender Entwicklungshilfe: kluges Management und eine effiziente Mittelverwendung können die Holländische Krankheit verhindern
Liebig, Klaus / Ulrike RondorfAnalysen und Stellungnahmen (8/2007)
Bonn: German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)
Wenn die Regierungen der Industrieländer ihre Versprechen einhalten, werden die staatlichen Entwicklungsleistungen (ODA) in den nächsten Jahren erheblich ansteigen. Hiervon sollen vor allem die am wenigsten entwickelten Länder Sub-Sahara Afrikas profitieren. Die zusätzlichen Finanztransfers erhöhen die Chancen für Entwicklungsländer, nachhaltige sozio-ökonomische Entwicklungsprozesse in Gang zu setzen und durch positive Wachstums- und Wohlstandseffekte die Armut zu reduzieren. Doch es gibt auch ernstzunehmende Kritik an der Ausweitung der Hilfe, und zwar aus drei Richtungen: Aus mikroökonomischer Sicht wird argumentiert, dass es für daszusätzliche Kapital nicht genügend durchführungsreife Projekte gibt (mangelnde Absorptionskapazität) und dass die Organisation des „Aid-Business“ den Empfängerländern übermäßige Transaktionskosten aufbürdet. Aus Sicht der politischen Ökonomie wird befürchtet (und empirisch belegt), dass ODA zu einer Reduzierung der Eigenanstrengungen und zu unproduktivem rent-seeking führt. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der dritten Kritikrichtung, den möglichen unerwünschten makroökonomischen Nebenwirkungen von ODA, die primär unter dem Stichwort „Holländische Krankheit“ (dutch disease) diskutiert werden. Hierbei geht es darum, dass die zusätzlichen Finanzströme die langfristigen Wachstumschancen einer Volkswirtschaft verschlechtern können, wenn sich durch eine Aufwertung des Wechselkurses die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft verschlechtert. Die verfügbaren empirischen und theoretischen Analysen lassen den Schluss zu, dass die Sorgen vor der Holländischen Krankheit zwar berechtigt, in der Regel aber überzogen sind. Dieser Effekt sollte daher nicht als Argument gegen eine Aufstockung der Hilfe verwendet werden. Allerdings stehen die Kapitalnehmer vor schwierigen makroökonomischen Herausforderungen, die durch zusätzliche ODA vergrößert werden. Die Geber können die Schwierigkeiten verringern, indem sie ihre Hilfszahlungen verstetigen. Kapitalnehmer müssen ihre Fiskal-, Wechselkurs- und Geldpolitik sinnvoll aufeinander abstimmen. Die negativen Auswirkungen der realen Aufwertung können verhindert werden, wenn die ODA die Angebotsbedingungen der Volkswirtschaft verbessert.
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