Analysen und Stellungnahmen

Die zentralen Aufgaben des IWF - Leitlinien für ein Reformprogramm

Radke, Detlef
Analysen und Stellungnahmen (5/2000)

Bonn: German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

Angesichts der dominierenden Stellung der USA, der Europäischen Währungsunion sowie Japans im Weltwährungssystem werden auch künftig alle wichtigen währungspolitischen Entscheidungen im Rahmen der G 7 getroffen werden. Der IWF wird sich auf absehbare Zeit mit einer Rolle begnügen müssen, die im wesentlichen die finanz- und währungspolitische Stabilisierung der Entwicklungs- und Schwellenländer, insbesondere der emerging economies zum Ziele hat. Vier Aufgabenfelder prägen sein Profil:

  • Währungspolitisches Forum: Unbeschadet der besonderen Rolle der G 7 sollte der IWF zu dem zentralen Weltwährungsforum ausgebaut werden. Nur bei einer angemessenen Beteiligung der Schwellen- und Entwicklungsländer an der Reform der internationalen Finanzarchitektur kann der IWF seinem Anspruch auf Universalität gerecht werden. Vor diesem Hintergrund konterkariert die im Herbst 1999 erfolgte Gründung der G 20, in der lediglich die wichtigen Industrie- und Schwellenländer vertreten sind, die beabsichtigte Aufwertung des Internationalen Finanz- und Währungsausschusses des IWF.
  • Die wirtschafts- und währungspolitische Beratung der Mitgliedsländer wird auch künftig zu den Hauptaufgaben des IWF gehören. Sie ist der wichtigste Beitrag des IWF zur Krisenprävention. Dem IWF sollte das Mandat einer „erweiterten Informationspolitik“ erteilt werden, welches ihm in Einzelfällen erlaubt, die Öffentlichkeit über kritische Entwicklungen in einem Land zu informieren bzw. sogar zu warnen, wenn erkennbar wird, daß die jeweilige Regierung nicht willens ist, gravierenden Fehlentwicklungen im eigenen Land entgegenzutreten. Die Wirtschaftspolitik des betreffenden Landes könnte damit stärker über die Märkte diszipliniert werden.
  • Die Finanzierungsfazilitäten stellen das wichtigste Instrument des IWF beim Management von Finanz- und Währungskrisen dar. Allerdings handelt es sich dabei um ein höchst unübersichtliches, bürokratisches System von Regelungen, dem im Laufe der Zeit auch die innere Logik abhanden gekommen ist. Mit Ausnahme der bestehenden Kreditfazilitäten sowie einer neuen Krisenfazilität, die alle Krisenfälle einschließt, sollten alle anderen Fazilitäten ersatzlos gestrichen werden. Dies gilt auch für die Armuts- und Wachstumsfazilität. Die Kreditfazilitäten müßten in ihrem Umfang entsprechend erweitert und die Laufzeiten der Kredite nach Art und Größe der Zahlungsbilanzprobleme flexibel gestaltet werden.
  • Der IWF sollte seine Service-Funktionen, die er zum Teil bereits heute wahrnimmt, stärker ausbauen. Hierzu zählen u.a. die Erarbeitung von Statistiken, die Durchführung von Analysen und Begutachtungen, die Technische Zusammenarbeit mit den Entwicklungs- und Transformationsländern sowie die Wahrnehmung von Vermittlerrollen, etwa im Verhältnis von privaten Gläubigern und Schuldnerländern im Rahmen von Verschuldungskrisen.

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