Discussion Paper
Wie bedingen sich Rechenschaftslegung und organisationales Lernen in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit?
Esser, Daniel E. / Heiner JanusDiscussion Paper (7/2024)
Bonn: German Institute of Development and Sustainability (IDOS)
ISBN: 978-3-96021-232-4
DOI: https://doi.org/10.23661/idp7.2024
Preis: 6 €
Wie bedingen sich Rechenschaftslegung und organisationales Lernen im weltweit zweitgrößten bilateralen System der Entwicklungszusammenarbeit (EZ)? Wir analysieren Interviewdaten von Mitarbeitenden der beiden deutschen größten EZ-Durchführungsorganisationen: der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der Entwicklungsbank der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Für unsere Analyse verwenden wir Goffmans Heuristik der „Bühne“, um soziale Praktiken in beiden Organisationen zu erforschen. Unseren Daten zufolge bewegen sich Interviewte in zwei verschiedenen metaphorischen Räumen: einer Vorder- und einer Hinterbühne. Die deutsche Ministerialbürokratie stellt für sie ein Publikum dar, das – den chaotischen Realitäten der EZ zum Trotz – eine stimmige Aufführung erwartet. Die Befragten schildern daraufhin organisationale Inszenierungen auf einer Vorderbühne mit dem Ziel, äußere Eindrücke zu managen. Die organisationale Hinterbühne wird hingegen zur Wahrung größtmöglicher Autonomie abgeschirmt. Im Ergebnis sind Rechenschaftslegung und organisationales Lernen im deutschen Fall entkoppelt. Wir verbinden diese Erkenntnis mit der hierarchischen, marktfernen Struktur des deutschen EZ-Systems, der Bedeutung organisationaler Eigeninteressen sowie einer kollektiven beruflichen Norm, gemäß derer der Fortbestand der EZ nicht gefährdet werden darf.
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