Die aktuelle Kolumne
Weltwassertag 2025
Rechtspopulismus bekämpfen, um die Gletscher zu retten!
Rodríguez de Francisco, Jean CarloDie aktuelle Kolumne (2025)
Bonn: German Institute of Development and Sustainability (IDOS), Die aktuelle Kolumne vom 19.03.2025
Bonn, 19. März 2025. Das Motto des Weltwassertages 2025 „Erhalt der Gletscher“ betont deren Bedeutung für das Überleben der Menschheit und des Planeten. Beim Gletscherschutz geht es dabei nicht nur um Wassersicherheit, sondern um umfassende Klimapolitik – mit nachhaltigem Wassermanagement im Mittelpunkt. Populistische Regierungen verdrängen dieses Thema und geben kurzfristigen politischen Vorteilen und wirtschaftlichen Gewinnen Vorrang vor Nachhaltigkeit. Damit gefährden sie die dringend notwendige Zusammenarbeit zum Klima- und Gletscherschutz.
Durch die Abgabe von Schmelzwasser spielen Gletscher eine entscheidende Rolle bei der Regulierung von Wasserkreisläufen. Steigende Temperaturen führen zu besorgniserregendem Gletscherschwund. Während der Abfluss mit zunehmender Schmelze immer stärker wird und zu Überschwemmungen führen kann, droht dann ein Rückgang, und damit das Versiegen einer zentralen Süßwasserquelle. Davon sind 1,9 Mrd. Menschen in Regionen wie dem Himalaya, Karakorum, den Anden, Alpen, der Arktis, den Rocky Mountains und dem afrikanischen Hochland betroffen, die Schmelzwasser saisonal als Trinkwasser nutzen. Der Gletscherschwund gefährdet Ökosysteme und die Nahrungsmittelproduktion und führt somit zu Vertreibung. Die Eisschmelze in der Arktis und auf Grönland lässt den Meeresspiegel ansteigen und befördert Extremwetter. Wenn die Treibhausgasemissionen nicht rapide abnehmen, führen der steigende Wasserbedarf und die zunehmende Ungleichheit beim Zugang zur Ressource zu chronischem Wassermangel, dem Zusammenbruch von Ökosystemen und eskalierenden humanitären Krisen für Milliarden Menschen – uns eingeschlossen.
Globaler Klimaschutz und weniger CO2-Ausstoß sind die wirksamsten Mittel gegen die Gletscherschmelze. Dennoch passiert zu wenig zu langsam. Auf der COP29 haben die Vertragsstaaten 300 Mrd. US-Dollar jährlich bis 2035 zugesagt, um einkommensschwache Länder bei der Eindämmung des Klimawandels und der Anpassung zu unterstützen. Doch das ist weit weniger als die geschätzten jährlich benötigten 1,3 Billionen US-Dollar. Ohne eine deutliche Aufstockung der Mittel wird die eskalierende Klima-Wasser-Krise zu Wasserknappheit, Ernteausfällen und verschärften Ressourcenkonflikten führen und wichtige globale Ziele, wie SDG6 zum Thema Wasser, gefährden.
Und auch die angepriesenen Kohlenstoffmärkte verheißen nichts Gutes. Ihre überstürzte Genehmigung, mangelnde Transparenz, und die Missachtung von Umweltgerechtigkeit und Menschenrechten auf der COP29 in Baku bergen die Gefahr, dass Kohlenstoffkompensationen nur als Schlupfloch für große Treibhausgasemittenten dienen, nicht aber die Emissionen mindern. Neben solch fehlerbehafteten Marktmechanismen bedrohen auch politische Kurswechsel die globale Umweltpolitik. In Trumps zweiter Präsidentschaft etwa ziehen sich die USA aus dem Pariser Abkommen zurück und bauen klimapolitische Maßnahmen ab – erhöhen jedoch die Produktion fossiler Brennstoffe. Gleichzeitig nutzen populistische und nationalistische Kräfte weltweit wirtschaftliche Ängste um die Finanzierung erneuerbarer Energien zu kürzen, während sie gleichzeitig kurzfristigen Profiten der Superreichen Vorrang vor Nachhaltigkeit einräumen. Diese Entwicklung erschwert die globale Zusammenarbeit im Bereich Klimaschutz – und das zu einem Zeitpunkt, an dem sie dringlicher ist als je zuvor.
Nachhaltige Wasserbewirtschaftung ist nicht nur eine ökologische Notwendigkeit, sondern auch zentral für den Erhalt von Gemeinschaften, Arbeitsplätzen und wirtschaftlicher Stabilität – alles Themen, die auch über politische Grenzen hinweg relevant sind. Internationale Vereinbarungen müssen sektorübergreifend die unterschiedlichen Werte von Wasser berücksichtigen, sowie Anreize und Vorschriften harmonisieren. Angesichts schmelzender Gletscher sollte nachhaltiger Trinkwassernutzung Vorrang vor Unternehmensprofiten eingeräumt, und gerechte Wasserverteilung sichergestellt werden. Populistische Narrative spielen diese Realität oft herunter oder stellen Klimaschutz verzerrt als „Elitenthema“ dar. Doch die Wasserkrise wird alle treffen: über höhere Lebensmittelpreise, Arbeitsplatzverluste in der Landwirtschaft und der Industrie, sowie durch verstärkte geopolitische Spannungen um knappe Ressourcen. Wer gegenüber der Klimapolitik skeptisch ist sollte wissen, dass Investitionen in nachhaltige Wasserbewirtschaftung nicht nur den Planeten schützen, sondern auch Lebensgrundlagen absichern, wirtschaftliche Schocks abwenden und dafür sorgen, dass die Bevölkerung nicht den Preis für politische Untätigkeit zahlt. Investitionen in wasserwirtschaftliche Anpassungsstrategien, sind insbesondere in Regionen, die auf Gletscherschmelzwasser angewiesen sind, nicht mehr optional sondern unabdingbar für langfristige Stabilität.
Wir brauchen entschlossene, wissenschaftsbasierte Maßnahmen zum Schutz von Süßwasserquellen, etwa durch rechtebasierten Naturschutz, selbstorganisierte Anpassung an den Klimawandel, den fairen Zugang zu Wasser und Investitionen. Wohlhabendere Länder haben die Pflicht, von Gletscherschwund und zunehmenden Dürren betroffene Regionen zu unterstützen, und Wassersicherheit zu einem Recht statt zu einem Privileg zu machen. Populistische Parteien stellen solche Maßnahmen als unnötig oder zu teuer dar - tatsächlich kostet das Nichtstun jedoch weitaus mehr. Indem wir Gletscher schützen, retten wir nicht nur das Eis, sondern auch unsere Zukunft. Ohne sofortige Klimaschutzmaßnahmen werden Milliarden Menschen unter einer Wasserkrise leiden, für die es kein Zurück mehr gibt. An diesem Weltwassertag müssen wir der Wahrheit ins Auge sehen: Das Klima beeinflusst das Wasser, Wasser ist Leben, und die Zeit läuft uns davon.