Die aktuelle Kolumne
Finanzierung nachhaltiger Investitionen – guter Wille alleine reicht nicht
Lindenberg, NannetteDie aktuelle Kolumne (2013)
Bonn: German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE) (Die aktuelle Kolumne vom 02.09.2013)
Bonn, 02.09.2013. Wir brauchen eine grüne Transformation – nur leider wissen wir nicht, wie wir sie finanzieren sollen. Die Staats- und Regierungschefs sollten deshalb beim G20-Gipfeltreffen Ende dieser Woche in St. Petersburg eine Wissens- und Transparenzinitiative für die Finanzierung von nachhaltigen Investitionen ins Leben rufen. Doch eins nach dem anderen...
Warum brauchen wir eine grüne Transformation?
Die Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, werden zunehmend realer – auch für die allgemeine Bevölkerung. Es ist weit verbreiteter Konsens, dass Investitionen in Zukunft möglichst „grün“ und „nachhaltig“ sein sollen, um einen noch stärkeren Temperaturanstieg zu vermeiden und unsere Lebens- und Arbeitsweisen an die neuen Klimabedingungen anzupassen. Auch das von Ban Ki-moon eingesetzte „<link http: www.post2015hlp.org the-report _blank>High–Level Panel“ zur Post-2015-Entwicklungsagenda der Vereinten Nationen – für die Zeit nach Auslaufen der Millenniums-Entwicklungsziele im Jahr 2015 – hat in seinem vor kurzem veröffentlichten <link http: www.post2015hlp.org the-report _blank>Report eine grüne Transformation vorgeschlagen.
Insbesondere für Schwellen- und Entwicklungsländer bedeutet die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitszielen bei der Formulierung der neuen Entwicklungsziele ein neues Verständnis von Wachstum und Armutsbekämpfung. Der oben genannte Report bringt es ganz deutlich auf den Punkt: Ohne den Klimawandel in den Griff zu bekommen, werden wir die extreme Armut nicht effektiv bekämpfen können.
Weshalb wissen wir nicht, wie wir die grüne Transformation finanzieren sollen?
Es geht um geschätzte 1 bis 2 Trillionen US-Dollar, die in den kommenden Jahren jährlich in grüne Infrastruktur (z.B. Energieversorgung, Transportsysteme, Städtebau) in Industrie- und Entwicklungsländern investiert werden müssen. Dass die immer noch von den Nachwehen der letzten Finanzkrise gebeutelten Staatshaushalte diese Summen nicht werden aufbringen können, muss nicht extra erwähnt werden.
Private und/ oder institutionelle Investoren (wie z.B. Pensionskassen, Versicherungen oder Staatsfonds) hätten das nötige Kapital, um eine grüne Transformation zu finanzieren: Sie verwalten Vermögenswerte von mehreren Trillionen US-Dollar und sind – im Unterschied zu Geschäftsbanken – durchaus an langfristigen Kapitalanlagen interessiert. Nur leider ist das Engagement dieser Investoren für nachhaltige Investitionen insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern verschwindend gering. Die Gründe dafür sind einfach nachzuvollziehen: Aufgrund der noch immer hohen Subventionen für fossile Brennstoffe gelten grüne Investitionen als unnötig und unrentabel. Hinzu kommt, dass diese Investorengruppen die Investitionsrisiken von nachhaltigen Kapitalanlagen als zu hoch empfinden.
Wieso brauchen wir eine Wissens- und Transparenzinitiative?
Eine Möglichkeit, die grüne Transformation dennoch zu finanzieren, besteht darin, Fehlanreize zu mildern und positive Anreize durch den gezielten Einsatz öffentlicher Mittel zu geben. Selbst in Zeiten angespannter Staatshaushalte ist dies zu leisten, da hierfür nur ein Bruchteil des gesamten Finanzierungsvolumens eingesetzt werden muss. Öffentliche Geber und Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen können so private und institutionelle Investoren motivieren, in grüne Kapitalanlagen zu investieren. Dies ist besonders für Investitionen in Entwicklungs- oder Schwellenländern relevant.
Nur leider wissen wir nicht wirklich viel über die Mobilisierung von privatem Kapital für nachhaltige Investitionen. Es gibt zwar zahlreiche internationale Prozesse und Initiativen zur Förderung von nachhaltigen Investitionen: Innerhalb der G20 sind dies zum Beispiel Prozesse zu „Grüner Finanzierung“ und „Langfristigen Investitionen“, beim UN- Klimasekretariat liegt der Fokus auf „Klimafinanzierung“, und die Weltbank diskutiert „Grünes Wachstum“. Allerdings laufen diese Diskussionsstränge oftmals parallel, die verschiedenen Akteure tauschen sich untereinander nur bedingt aus und es gibt weithin keine klaren Definitionen dieser und weiterer relevanter Begriffe. Noch schwerwiegender ist jedoch, dass detaillierte Informationen zur Finanzierung grüner Projekte nicht oder nur sehr lückenhaft öffentlich zugänglich sind.
Um die knappen öffentlichen Mittel aber bestmöglich nutzen zu können und damit möglichst viel privates Kapital zur Finanzierung der grünen Transformation zu mobilisieren, ist eine rigorose Untersuchung der bisherigen Erfahrungen entscheidend. Durch eine systematische Auswertung der Finanzierungsdetails von realisierten Projekten können erste allgemeine Schlussfolgerungen und Politikempfehlungen, etwa für die Verwendung der zukünftig bereitgestellten öffentlichen Mittel für die Klimafinanzierung, hergeleitet werden. Nur wenn wir die Finanzierung von nachhaltigen Investitionen besser verstehen, können wir private und institutionelle Investoren in dem Maße mobilisieren, wie es für eine grüne Transformation benötigt wird.
Wir brauchen deshalb eine internationale Initiative, die das Ziel hat, dass sich die Politiker auf allgemein gültige Definitionen einigen, dass Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen die benötigten Daten zur Verfügung stellen, und dass die Wissenschaft das nötige Wissen generiert, um eine grüne Transformation mit der angesagten Dringlichkeit und Tragweite durchzuführen.
Warum soll die G20 diese Initiative ins Leben rufen?
Der Klimawandel ist ein globales Phänomen und die Probleme zur Finanzierung einer weltweiten grünen Transformation sind eine globale Herausforderung von höchster Dringlichkeit. Die G20 ist das richtige Forum, um globalen Herausforderungen die Stirn zu bieten und hat die besten Chancen dies auf eine Art und Weise zu tun, dass die relevanten Akteure weltweit an einem Strang ziehen. Die Finanzierung der grünen Transformation muss zur Chefsache erklärt werden. Die Staats- und Regierungschefs haben beim G20-Gipfel in St. Petersburg diese Woche die Möglichkeit, die Weichen dafür zu stellen, indem sie eine Wissens- und Transparenzinitiative für die Finanzierung von nachhaltigen Investitionen ins Leben rufen.