Die aktuelle Kolumne

60-jähriges Jubiläum des Instituts

60 Jahre Forschung, Politikberatung und Ausbildung am IDOS

Hornidge, Anna-Katharina / Axel Berger
Die aktuelle Kolumne (2024)

Bonn: German Institute of Development and Sustainability (IDOS), Die aktuelle Kolumne vom 11.03.2024

Bonn, 11. März 2024. Das German Institute of Development and Sustainability (IDOS) wurde am 2. März 1964 gegründet. Es war die Zeit, in der das deutsche Engagement in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit mit der Gründung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Jahr 1961 an Fahrt aufnahm.

Das IDOS, damals noch unter dem Namen Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), wurde gegründet, um Hochschulabsolvent*innen für die Arbeit im neuen Feld der Entwicklungspolitik und Internationalen Zusammenarbeit vorzubereiten und die deutsche Entwicklungszusammenarbeit durch Forschung und Politikberatung zu unterstützen. Der erste Ausbildungskurs wurde am 27. April 1965 feierlich durch Bundespräsident Lübke und Bundesminister Scheel eröffnet.

Wir blicken zurück auf sechs Dekaden intensiven Forschens, Beratens, Ausbildens und gemeinsamen Lernens, immer mit dem Ziel, innovative und umsetzungsorientierte Lösungen für aktuelle Entwicklungsherausforderungen zu finden. Hierbei steht die Weiterentwicklung internationaler Kooperation im Kontext geopolitischer Verschiebungen im Fokus, aber auch die Ausgestaltung des klimastabilisierenden Umbaus von Wirtschafts- und Sozialsystemen, und die sozialgerechte und nachhaltige Integration von Ländern niedrigen und mittleren Einkommens in globale Wertschöpfungsketten. Wir forschen zu den Auswirkungen des Klimawandels und der Ausgestaltung von Politikinstrumenten zur Klimaanpassung oder der Kompensation von Klimaschäden und -Verlusten. Wir stellen Indizes zur Verfügung, mit denen multidimensionale und geschlechtsspezifische Armut oder staatliche Fragilität gemessen und Kooperationsinstrumente entsprechend überprüft werden können. Vor dem Hintergrund zunehmender sozialer Polarisierung und politischer Autokratisierung in Ländern aller Einkommensgruppen und auf allen Kontinenten arbeiten und beraten wir zu Politiken und Instrumenten für Demokratieschutz und -förderung.

Im September dieses Jahres freuen wir uns, den 60. Kurs unseres Postgraduierten-Programms zu begrüßen. Das Managing Global Governance (MGG) Programm mit Entscheidungsträger*innen von morgen aus Brasilien, China, Indien, Indonesien, Mexiko und Südafrika, befindet sich bereits im 18 Jahr. Zugleich startet in wenigen Wochen der vierte Kurs der Shaping Futures Academy, unseres Fortbildungs- und Dialogprogramms für Nachwuchsführungskräfte aus neun afrikanischen Ländern und Europa.

Unsere Umbenennung – aus dem Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) wurde im Jahr 2022 das German Institute of Development and Sustainability (IDOS) – ist ein Zeichen für die Weiterentwicklung unseres Instituts, sowie für die Veränderung des Umfelds, in dem wir seit sechs Dekaden wissenschaftlich forschen, politische Akteure beraten und Nachwuchs- und Führungskräfte ausbilden. Das IDOS hat sich internationalisiert, sowohl hinsichtlich unseres Teams als auch unsere Arbeitsstile: Wir arbeiten in internationalen Partnernetzwerken, um mittels transformativer Forschung und Wissenskooperationen nachhaltige Zukünfte mit zu ermöglichen.  

Der Fokus unserer Arbeit liegt auf der Interdependenz und gegenseitigen Abhängigkeit von Entwicklung und Nachhaltigkeit. Menschenwürdiges Leben weltweit und für alle gesellschaftlichen Gruppen ist heute und insbesondere in Zukunft nur möglich, wenn planetare Leitplanken eingehalten werden, wenn also wirtschaftliche und soziale Entwicklung mit dem Schutz biologischer Vielfalt, sauberer Böden und Meere und einer radikalen Reduktion klimaschädlicher Emissionen einhergeht. Hierfür ist die Gestaltung nachhaltiger Entwicklungspfade in Ländern aller Einkommensgruppen, aber mit gezielter Förderung in Niedrig- und Mitteleinkommensländern, notwendig. Es bedarf einer regelbasierten internationalen Ordnung unter Anerkennung der Menschenrechte und des Internationalen Völkerrechts und konstruktiver multilateraler Kooperation auch in einer multipolaren Welt.

Es ist unser Anspruch, auch in Zukunft und vor dem Hintergrund voranschreitenden Klimawandels und Artensterbens, sozialer Polarisierung und politischer Autokratisierung, demographischer Umverteilung und geopolitischer Spannungen, durch Forschung, Nachwuchsförderung für Wissenschaft und Praxis, Politikberatung und transregionale Wissenskooperation die zunehmend multipolar geprägte Welt konstruktiv und kooperativ zu gestalten und gemeinsam nachhaltige und sozialgerechte Zukünfte zu ermöglichen. Hierfür müssen wir uns als international orientiertes Forschungsinstitut und Think Tank stets weiterentwickeln.

Es ist somit unabdingbar, koloniale und hegemoniale Kontinuitäten zwischen und innerhalb von Gesellschaften und Regionen zu erkennen und aufzubrechen. Es gilt, Forschungsagenden gemeinsam mit Partnern zu entwerfen und umzusetzen, strukturelle Machtungleichgewichte zu erkennen und kontext-spezifische und immer wieder gesellschaftliche Kompromisse ermöglichende Formen der Umverteilung zu entwickeln. Dies ist unser Beitrag, um Entscheidungsträger*innen in Deutschland, Europa und weltweit in der Gestaltung von nachhaltigen Zukünften zu unterstützen. Politikberatung begreifen wir nicht als einseitigen Wissenstransfer, sondern als die Ermöglichung gemeinsamer Lernprozesse, auch gemeinsam mit unseren internationalen Wissenschaftspartner*innen.

Unabhängige, transformative und kollaborative Wissenschaft ist gerade vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen und populistischer Tendenzen notwendiger denn je, um tragfähige Lösungen für die globalen Herausforderungen unserer Zeit zu entwickeln. Hierfür stehen wir als IDOS: für nachhaltige Zukünfte in einer von transregionalen Spannungen geprägten Welt.  

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