Analysen und Stellungnahmen

Wege zur Überwindung regionaler Wasserarmut

Neubert, Susanne
Analysen und Stellungnahmen (4/2002)

Bonn: German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

Verändert sich der Umgang mit Wasser nicht grundlegend, werden schon im Jahr 2025 zwei Drittel der Weltbevölkerung unter Wasserarmut leiden. Bis heute wird weltweit der weitaus größte Teil des Wassers für die landwirtschaftliche Bewässerung verwendet, und das Bevölkerungswachstum sowie ein zunehmend wasserverbrauchender Lebensstil steigern weiter den Bewässerungsbedarf. Maßnahmen zur Steigerung des Wasserdargebots (Supply Management) stoßen jedoch gleichzeitig immer stärker an finanzielle und technische Grenzen.Die Wasserressourcen sind regional sehr ungleich verteilt, wobei die Länder des Nahen Ostens und Nordafrikas am stärksten von Wasserarmut betroffen sind. Da über den Getreidehandel nur ein begrenzter Teil regionaler Wasserdefizite ausgeglichen werden kann, muss vor allem die Effizienz der Bewässerungswirtschaft gesteigert und das Potenzial des Regenfeldbaus voll ausgeschöpft werden, um zukünftig alle Menschen ausreichend zu ernähren.Obwohl seit langem Konzepte zur effizienten Bewässerung vorliegen, wird Wasser bis heute noch in fast allen Ländern verschwendet. Der Engpass liegt nicht im Fehlen geeigneter Verfahren, sondern in ihrer mangelnden Anwendung aufgrund ausbleibender politischer Weichenstellungen und mangelhafter institutioneller Verankerung. So werden bis heute Grundwasserressourcen weiter übernutzt und Abwässer direkt in Flüsse geleitet. Regenwasser fließt weiterhin ungenutzt ab, obwohl seit Jahrhunderten Verfahren zur Grundwasserneubildung, zum Wasserrecycling, zum Sammeln von Regenwasser und zum Erosionsschutz bekannt sind.Auf internationalen Wasserkonferenzen wurden in den letzten Jahren wichtige Konsense über notwendige Wasserreformen erzielt, verbindliche Beschlüsse müssen jedoch weiterhin auf nationaler Ebene und dezentral gefällt werden. Reformbedarf besteht u.a. in der Verringerung von Wasserpreissubventionen, in der tariflichen Differenzierung von Wasserqualitäten sowie in der Förderung flexiblerer Kooperationsformen. Auch die Schaffung geeigneter Boden- und Wasserrechte, die Anreize für eine nachhaltige Wassernutzung setzen, sind von großer Bedeutung. Reformen dieser Art sind dabei Voraussetzung für den Erfolg vieler technischer Maßnahmen auf lokaler Ebene.Grundsätzlich können beide, die öffentliche Hand und die Privatwirtschaft, zur Effizienzsteigerung der Wassernutzung beitragen. Ob von privaten Akteuren und Wassernutzergemeinschaften ökologische und soziale Aspekte ausreichend berücksichtigt werden, hängt dabei von der Setzung und Einhaltung des politischen Handlungsrahmens und von den konkreten Kooperationsformen ab. Die Entwicklungszusammenarbeit (EZ) kann hier vor allem im Bereich des „Capacity Building“ unterstützend wirken.

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