Analysen und Stellungnahmen

Privatwirtschaftsförderung für Beschäftigung und Armutsminderung - eine zentrale Aufgabe der Entwicklungszusammenarbeit

Altenburg, Tilman
Analysen und Stellungnahmen (4/2000)

Bonn: German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

In den letzten beiden Dekaden haben sich die Indikatoren für Beschäftigung und Armut in den Entwicklungsländern kaum verbessert. Fortschritte sind nur mit einer Wirtschaftspolitik zu erreichen, die Voraussetzungen für ein vom privaten Sektor getragenes wirtschaftliches Wachstum schafft und sich zugleich darum bemüht, bislang unzureichend integrierte Bevölkerungsgruppen an technologisch-organisatorischen Lernprozessen zu beteiligen und funktional mit arbeitsteilig organisierten und wettbewerbsfähigen Wirtschaftsbereichen zu verflechten.Wirtschaftswachstum schafft Arbeitsplätze, es sei denn, die Wachstumsraten sind so niedrig, daß sie durch Produktivitätszuwächse überkompensiert werden. Wachstum nützt auch den Armen, deren Einkommen in der Regel parallel zu den wirtschaftlichen Steigerungsraten zunehmen. Allerdings führt Wachstum nicht automatisch dazu, daß die Segmentierung der Arbeitsmärkte überwunden, die Produktivität des informellen Kleingewerbes erhöht und dieses mit dem modernen Teil der Volkswirtschaften verflochten wird. Gefragt sind daher Konzepte für ein breitenwirksames Wachstumsmuster.Unter den Bedingungen zunehmend offener Märkte ist nachhaltiges Wirtschaftswachstum nur zu erreichen, wenn die Privatwirtschaft wettbewerbsfähig wird. Schon von daher besteht zwischen Wettbewerbsorientierung, Vollbeschäftigung und Armutsminderung kein Zielkonflikt. Außerdem zeigen die hochentwickelten Volkswirtschaften, daß kleine Unternehmen die nationale Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit sichern und gleichzeitig zum Beschäftigungsmotor werden können. Allerdings setzt dies voraus, daß die Unternehmen komplementäre Aufgaben im Produktionssystem wahrnehmen, etwa als spezialisierte Dienstleister, Teilefertiger und Anbieter von Nischenprodukten.Ohne Privatwirtschaftsförderung kann die Entwicklungszusammenarbeit ihren Auftrag, die Armut in den Partnerländern zu verringern, nicht nachhaltig erfüllen. Falsch ist allerdings die verbreitete Annahme, daß die Förderung die größte armutsmindernde Wirkung habe, wenn sie direkt bei traditionellen Kleingewerbeaktivitäten armer Zielgruppen ansetzt. Die meisten dieser Aktivitäten sind kaum entwicklungsfähig. Die Beschäftigungs- und Armutseffekte sind größer und vor allem nachhaltiger, wenn die Privatwirtschaftsförderung Wirtschaftsbranchen hilft, den Strukturwandel zu bewältigen, indem Unternehmen wettbewerbsfähig werden und effiziente Formen zwischenbetrieblicher Arbeitsteilung entstehen.Die Entwicklungszusammenarbeit kann mehr dazu beitragen, die Rahmenbedingungen für wirtschaftliches Wachstum zu verbessern, wenn sie die BMZ-Kriterien für entwicklungsfördernde Rahmenbedingungen konsequenter zum Maßstab der Mittelvergabe macht und einen Schwerpunkt auf hochrangige Politik- und Systemberatung legt. Außerdem gilt es, die Förderung auf einen zukunftsfähigen Mittelstand zu orientieren, z.B. auf IT- und Logistikdienstleister, Zulieferer und neue Exporteure, die durch Innovation und Spezialisierung positive Externalitäten für den nationalen Produktions- und Dienstleistungsverbund erzeugen.

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