Analysen und Stellungnahmen

Landwirtschaft in den internationalen Klimaverhandlungen: Förderung einer nachhaltigen Entwicklung oder nur zweifelhafte Emissionsminderung?

Kaplan, Marcus
Analysen und Stellungnahmen (12/2012)

Bonn: German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

Der Klimawandel wird in vielen Regionen zunehmend negative Auswirkungen auf landwirtschaftliche Aktivitäten in Form von Produktionsschwankungen und -rückgängen haben. Durch ihre direkte Abhängigkeit von der Landwirtschaft werden Kleinbauern in Entwicklungsländern hiervon besonders hart getroffen. Gleichzeitig trägt die Landwirtschaft mit etwa 15 % zu den globalen Treibhausgasemissionen bei. Im Gegensatz zu Anpassung ist landwirtschaftliche Emissionsminderung in der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) noch ein relativ neues Thema. Zurzeit wird die Einrichtung eines Arbeitsprogrammes diskutiert, dass sich in erster Linie mit Emissionsminderung, aber auch mit anderen klimarelevanten Aspekten der Landwirtschaft auseinandersetzen soll. Auf der nächsten Vertragsstaatenkonferenz im Dezember 2012 könnte über seine Einrichtung entschieden werden.

Viele Entwicklungsländer befürchten, dass der Prozess zu stark auf Minderung und ihre Integration in Kohlenstoffmärkte ausgerichtet werden könnte, während für sie wichtige Aspekte wie Ernährungssicherung, Anpassung sowie die Vermeidung von Handelsbeschränkungen zu wenig Beachtung finden. Sie verweisen zudem auf die Komplexität des Landwirtschaftssektors sowie die fortbestehenden Unsicherheiten bei der Messung von Emissionsreduktionen. Aus der Analyse der internationalen Diskussion ergeben sich folgende Empfehlungen für die zukünftige Behandlung von Landwirtschaft im Rahmen der UNFCCC:

  • Maßnahmen zur Emissionsminderung im landwirtschaftlichen Bereich müssen die vielfältigen Funktionen der Landwirtschaft berücksichtigen. Konkret sollten derartige Strategien positive Auswirkungen auf Ernährungssicherung, wirtschaftliche und soziale Entwicklung, Anpassungsfähigkeit sowie Ökosysteme und ihre Dienstleistungen haben. Es gibt zahlreiche integrierte Ansätze, die diese Voraussetzungen erfüllen.
  • Kleinbauern verfügen oft nicht über klare Eigentumsrechte für das von ihnen genutzte Land. Die zunehmende Konkurrenz um Landressourcen darf sie nicht zu Verlierern machen. Hierfür sollten Richtlinien entwickelt werden bzw. es kann auf bestehende Richtlinien von FAO und Weltbank zurückgegriffen werden.
  • Es sollte auf bestehende wissenschaftliche Erkenntnisse zurückgegriffen werden, und eine Verknüpfung mit bestehenden Mechanismen der UNFCCC ist anzustreben. Da Landwirtschaft und Wälder eng zusammenhängen, sollten die Erfahrungen aus dem REDD-Verhandlungsprozess besonders berücksichtigt werden.
  • Der Verbesserung der Methoden zur Messung von Emissionsreduktionen ist höchste Priorität einzuräumen. Solange die Unsicherheiten noch zu groß bzw. nur mit hohem Aufwand zu reduzieren und somit derartige Methoden für viele Länder nicht realisierbar sind, sollten landwirtschaftliche Minderungsprojekte nicht in Kohlenstoffmärkten zur Anrechnung kommen.
  • Ein Arbeitsprogramm im Rahmen der UNFCCC könnte zu Beginn in zwei Stränge unterteilt werden, die sich jeweils stärker auf Anpassung bzw. Minderung konzentrieren.

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