Analysen und Stellungnahmen
Eine demographische Dividende für die Entwicklungsländer? Konsequenzen des weltweiten Alterungsprozesses
Loewe, MarkusAnalysen und Stellungnahmen (6/2007)
Bonn: German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)
Auch in den Ländern des Südens steigt die Lebenserwartung und die Geburtenraten sinken. Dadurch geht nicht nur das Bevölkerungswachstum zurück, sondern auch der Anteil der Minderjährigen an der Bevölkerung. Umgekehrt wächst der Anteil der Einwohner im Alter zwischen 15 und 65 Jahren, die einer Erwerbstätigkeit nachgehen und Ersparnisse bilden können. In dieser Phase ist mit einem Anstieg der Sparquote zu rechnen, der höhere Wachstumsraten nach sich zieht, sofern die zusätzlichen Ersparnisse auch produktiv im Lande angelegt werden. Das hohe Wirtschaftswachstum in Ost- und Südostasien seit Ende der 1980er Jahre geht vermutlich mit auf diese „demographische Dividende“ zurück. Den meisten lateinamerikanischen Ländern ist sie hingegen entgangen, da ihre Investitionsbedingungen in den entscheidenden Jahren zu schlecht waren. Afrika, Zentralasien, der Nahe Osten und Indien können noch von der demographischen Dividende profitieren. Dies ist auch deshalb wichtig, weil in den Industrieländern in den kommenden zwanzig Jahren – ebenfalls aus demographischen Gründen – die Sparneigung deutlich sinken dürfte, so dass sie bis 2030 sogar zu Nettokapitalimporteuren werden könnten. Für die Entwicklungsländer wird es also noch mehr als bisher darauf ankommen, dass sie profitable und sichere Investitionsbedingungen für in- und ausländische Geldanleger schaffen.
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