Tunesien zwei Jahre nach der Revolution
Veranstaltungsart
Außenpolitik live – Diplomaten im Dialog
Ort / Datum
Bonn, 20.03.2013
Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Institut für Auslandsbeziehungen e. V. & Auswärtiges Amt
Außenpolitik live: Deutscher Botschafter in Tunesien diskutiert die aktuelle Lage in seinem Gastland am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE)
Der Besuch des deutschen Botschafters in Tunesien, Jens Plötner, am 20. März 2013 am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) im Rahmen des Formats „Außenpolitik live – Diplomaten im Dialog“ hätte zu kaum einem spannenderen Zeitpunkt stattfinden können: Seit dem arabischen Frühling ist das Land noch lange nicht zur Ruhe gekommen. Der Mord an Oppositionsführer Chokri Belaïd im Februar 2013 und erneute Proteste der Bürger gegen die Regierung unter Hamad Jebali führten zu dessen Rücktritt. Sein Nachfolger, Ali Larayedh, hat nun für Oktober 2013 Neuwahlen angesetzt. Ihr Ausgang ist in dem zwischen säkularen und islamistischen Kräften tief gespaltenen Land noch völlig offen.
Den einleitenden Worten von DIE-Direktor Dirk Messner und Sebastian Körber, dem Stv. Generalsekretär des Co-Veranstalters Institut für Auslandsbeziehungen e. V., folgte ein spannender Vortrag Botschafter Plötners, der auch von positiven Entwicklungen in Tunesien berichtete. Die wirtschaftliche Situation sei zwar nach wie vor angespannt und die Gesellschaft auch aufgrund der beiden stark polarisierenden Lager frustriert, doch, so Plötner, „die Stimmung im Land ist mies, doch die Lage ist weitaus besser als die Stimmung“. Die Revolution verlaufe weitgehend friedlich. Konflikte würden sowohl im Parlament wie auch in den Medien diskutiert und ausgetragen. Darüber hinaus mache die Demokratisierung deutliche Fortschritte. Es sei zu erwarten, dass noch in diesem Jahr eine Verfassung verabschiedet werde, die westlichen Standards entspricht. „Wenn der arabische Frühling in Tunesien nicht gelingt“, urteilte Plötner, „dann gelingt er nirgendwo.“
In der sich anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten Anita Breuer, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung „Governance, Staatlichkeit und Sicherheit“ und Matthias Ruchser, Leiter der Stabsstelle Kommunikation, mit Jens Plötner unter anderem die Rolle von sozialen Medien wie Facebook und Twitter für den Erfolg des arabischen Frühlings. Breuer beschäftigt sich mit Fragen der Demokratieförderung im Zeitalter der digitalen Medien. Im Rahmen einer Befragung von tunesischen Bloggern und Facebook-Nutzern untersuchte sie, inwiefern soziale Netzwerke während der tunesischen Jasmin-Revolution die Demokratisierung des Landes befördert haben. Breuers Analyse der Revolution ergänzte die Erfahrungen Plötners mit der politischen Realität in Tunesien. Das große Interesse am Thema spiegelte sich im voll besetzten Hörsaal des DIE mit etwa 150 Gästen und einer intensiven Diskussion wider. So interessierte das Publikum neben den Instrumenten für eine stärkere Mobilisierung der Wähler beispielsweise auch die Frage, ob eine Demokratisierung nach westlichem Vorbild in dem arabischen Land überhaupt möglich (oder wünschenswert) ist.
Programm:
Begrüßung:
- Sebastian Körber, Stellvertretender Generalsekretär, Institut für Auslandsbeziehungen e.V.
- Dirk Messner, Direktor, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)
Vortrag:
- Botschafter Jens Plötner
Podiumsdiskussion:
- Botschafter Jens Plötner
- Anita Breuer, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)
- Matthias Ruchser (Moderator)
Leiter der Stabsstelle Kommunikation, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)
Hinweis
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Veranstaltungsinformation
Datum / Uhrzeit20.03.2013 / 18:00 - 20:00
OrtBonn, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)